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150 Jahre danach

Kämpfe

Nach der Schlacht

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Grab-/Denkmalpflege

 

SPICHERN EINE SPURENSUCHE 150 JAHRE DANACH

 

Willkommen auf »Spichern, 6. August 1870 - Eine Spurensuche«!

Diese Seiten sind der Versuch einer Bestandsaufnahme der noch heute im Großraum Saarbrücken und Forbach vorhandenen Gräber und Denkmäler, die als stumme Zeitzeugen der so genannten »Schlacht bei Spichern« – oder der »Bataille de Forbach«, wie sie von unseren französischen Nachbarn genannt wird – vielerorts noch anzutreffen sind.

Was diese Seiten jedoch nicht sind: ein Platz für Heldenverehrung!

Dem Grußwort des damaligen Saarbrücker Oberbürgermeisters Fritz Schuster (1) im Heft Spicheren 1870-1970 (2) ist auch heute, gut 50 Jahre später, nichts hinzuzufügen! Darin heißt es:

»Mögen die Opfer von Spichern uns allen Mahnung sein, in gegenseitiger Achtung vor dem großen geschichtlichen und kulturellen Erbe unserer beiden Völker die natürliche Partnerschaft mit Frankreich zu vertiefen und damit den Grundstein für ein geeintes Europa zu legen.«

Soweit auf diesen Seiten Namen und Personalien genannt werden, dient dies lediglich der Dokumentation der Beschriftung von Grabsteinen und Denkmälern bzw. der Dokumentation schriftlicher Überlieferungen – keinesfalls soll damit eine Glorifizierung oder Heroisierung der genannten Personen bezweckt werden! Denn, wie Kurt Tucholsky unter dem Pseudonym Peter Panter in der Weltbühne von 1932 (3) geschrieben hat:

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«

In den (Massen-)Gräbern, die die Kämpfe hinterlassen haben, liegen zumeist verstümmelte und zerfetzte Männer, deren Tod alles andere als heldenhaft gewesen sein dürfte – nicht zuletzt auch aufgrund der schlechten sanitätsdienstlichen Versorgung und der katastrophalen hygienischen Bedingungen, unter denen eine Versorgung stattfand ... wenn überhaupt!

Clovis Hardy, ein Soldat des 67ème régiment d'infanterie de ligne impérial hält in seinem Tagebuch fest (4):

»Die Verwundeten schrien und brüllten wie Schweine, die man ausbluten ließ. Das Geschrei und Gebrülle überdeckt zum Teil das Feuer der Gewehre. Tote Soldaten waren auf den Boden gefallen und sahen wie ausgerenkte Körper aus, das Gesicht auf dem Boden, der sich mit dem Blut tränkte.«

Die »Schlacht bei Spichern« war die letzte der drei so genannten »Eingangsschlachten« des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71. Sie fand statt am 6. August 1870, gut zwei Wochen nach Kriegsbeginn. Die eigentlichen Kampfhandlungen dauerten zwar nur einen halben Tag, kosteten aber über 1.000 Soldaten auf beiden Seiten das Leben und ließen über 5.000 Verwundete zurück.

Alleine schon wegen des Ausmaßes verbietet daher der Respekt vor den in einen sinnlosen Tod Gejagten und Verstümmelten ihre nachträgliche politische oder auch nur patriotische Instrumentalisierung. Wäre ihrem Opfer tatsächlich ein Sinn beizumessen (gewesen), hätte es nicht all jener sinnstiftenden Denkmäler und Inschriften gebraucht, die den Angehörigen Trost und den nachfolgenden Generationen den Mut geben sollten, es den Toten und Verstümmelten gleich zu tun!

Aber trotz aller Opfer: Entscheidend für den Ausgang des Krieges war die Schlacht nicht! Ebensowenig wie die vorangegangenen Schlachten bei Weißenburg (4. August 1870) und bei Wœrth (ebenfalls 6. August 1870), obwohl die deutsche Seite alle drei zu ihren Gunsten entscheiden konnte ...

Dennoch avancierte die »Schlacht bei Spichern« in späteren Jahren zu einem Mythos, der sich vor allem an der Saar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hielt und insbesondere von den Nationalsozialisten (wieder) befeuert wurde. Nach Fabian Trinkaus (5) ist der Grund für die Überbewertung der eher bedeutungslosen Schlacht um die Spicherer Höhen darin zu finden, dass man in national gesinnten Kreisen in Saarbrücken den Ereignissen in und um Saarbrücken nationale Bedeutung zumaß, indem man die Begründung des Reichs auf die »Schlacht bei Spichern« zurückführte. Unterstützung erhielt diese Auffassung dann in zeitgenössischen Veröffentlichungen, in denen die kriegsbedingten Entbehrungen und Verluste in verzerrender Weise zu nationalen Opfern verklärt wurden (6).

Über den Verlauf der »Schlacht bei Spichern« und die Vorpostenkämpfe ist viel geschrieben worden – dies soll aber nicht das Thema dieser Seiten sein. An Details zu den Ereignissen Interessierte finden eine Auswahl der seither erschienenen Veröffentlichungen hierzu und zu den Denkmälern und Gräbern auf der Seite LITERATUR.

Der Vollständigkeit halber wird aber auf der folgenden Seite ein kurzer Abriss gegeben über die Ereignisse im Vorfeld der Kampfhandlungen sowie über die Ereignisse im Zuge der Kämpfe um die Spicherer Höhen am 6. August 1870.

Hinweise in eigener Sache:

1. Diese Internetpräsenz wird in unregelmäßigen Abständen erweitert und aktualisiert.

2. Wenn auf diesen Seiten von »deutschen« Truppen die Rede ist, sind damit die Truppen des Norddeutschen Bundes unter Führung von Preußen gemeint – ein einheitliches deutsches Heer gab es erst im deutschen Kaiserreich, das aber erst im Januar 1871 gegründet wurde.

3. Weiterführende Hinweise und Korrekturen seitens der Besucher dieser Website sind nicht nur willkommen, sondern ausdrücklich erwünscht!

 

1) * 19.04.1916 in Spiesermühle, † 14.04.1988 in Saarbrücken
2) Foyer de Jeunes de Spicheren, St. Avold 1970
3) S. 937
4) Bertram, Alain: Das Kriegstagebuch von Clovis Hardy, Soldat im 63. Linienregiment, Dudweiler 2020, S. 108

5) Nationaler Mythos und lokale Heldenverehrung, Trier 2013, S. 146
6) ebenda, S. 99

 

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